By Hans Albrecht Hartmann, Rolf Haubl (auth.), Hans A. Hartmann, Rolf Haubl (eds.)
Leistungsgesellschaft, "Risikogesellschaft", "Erlebnisgesellschaft" - diese drei von der Sozialwissenschaft beschriebenen "Typen" überlagern und durchdringen sich in (post-)modernen Gesellschaften. Im Anschluß an das dritte Konzept versammelt dieser Band acht anschauliche Beiträge aus Psychologie und Soziologie zu erlebnisorientierten Freizeitbereichen. Es geht um Massentourismus, "Fun"- und Extremsportarten, Fußball, Popmusik, "süchtiges" Einkaufen als Zeitvertreib, Körperkult, Fantasy-Rollenspiele und virtuelles Vergnügen im "Cyberspace". Die Beiträge orientieren sich an der zentralen those, daß Gesellschaftstypus, Sozialcharakter und Freizeitverhalten in einer Wechselwirkungsbeziehung stehen: Die Gesellschaft modelliert (auch) über Freizeitangebote und deren Nutzung die Sozialcharaktere, die zu ihr passen.
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Sample text
Nach einer neuen Studie des Bundesministeriums fUr Familie und Senioren von 1994 (alte Bundeslander) verbringt die berufsilitige Ehefrau ohne Kinder eineinhalbmal soviel Zeit mit Hausarbeit wie ihr Mann (fast 5 Std. ); kommt ein Kind hinzu, steigt ihre Arbeitsbelastung nochmals an, die des Mannes bleibt fast gleich. h. bezahlte und unbezahlte Arbeit zusammengenommen), und die Alltagsarbeit wird grundsatzlich zu Lasten der Frau aufgeteilt. Der Mann stiehlt der Frau also iliglich Zeit, die ihr dadurch verloren geht.
Die Unterscheidung von Freizeit und Nichtfreizeit wird im weiblichen Lebenszusammenhang schwierig. Fur Frauen ware demnach - wenn uberhaupt - ein zukunftsweisendes holistisches Modell von Freizeit jenseits der Dichotomie von Erwerbsarbeit und Privatheit angemessen. Ob ein solches Modell unbedingt positiver ist, bleibt dahingestellt. Einerseits entspricht ein integrierter Tag mit sich abwechselnden Phasen von Arbeit und Nichtarbeit je nach spontanen Befindlichkeiten eher menschlichen Bedurfnissen als klar abgezirkelte Bl6cke mit vor- und fremdbestimmtem Beginn und Ende, wie sie fUr die Arbeitszeit typisch sind.
Frauenzeit ist gebundene Zeit (Hernes 1988). Nur wer keine solchen Verantwortungen iibernimmt, kennt Freizeit, so wie sie definiert wird (Bella 1989). Typische Freizeitaktivitaten von Frauen kombinieren deshalb individuelle Wiinsche und soziale Verpflichtungen (Henderson 1990): Der Partner oder die Kinder werden zum Radfahren mitgenommen, auf dem Weg zum Sport werden Besorgungen fur die Familie gemacht. 54 Daniela Rastetter Allein schon die Idee, man sei zu irgendeiner Zeit in seinem Handeln frei, ist ein marmliches Konzept.