Die Schlucht: Ivan Gontscharov und der „Realismus“ nach by Hans Rothe

By Hans Rothe

Diese Abhandlung ist im Marz 1988 geschrieben, im August 1989 und im Sommer 1990 Uberarbeitet worden. Es ergab sich unbeabsichtigt, daB sie im hun dertsten Todesjahr Gontscharovs herauskommt. Die in ihr gegebene Erklarung von Gontscharovs drittem und letztem Roman, nach eigener Dberzeugung seinem wichtigsten, will keine vollstandige Interpreta tion geben. Vieles bleibt offen: das Bild der Statue und das Pygmalionmotiv, das eine wohl aus der Goethe-Kritik des Jungen Deutschlands, das andere aus Schiller genommen; das Instinktmotiv, das Fenstermotiv, das Motiv der Dammerung, das aus Gogol entwickelt ist, des Schusses, das es auch in Turgenevs Vater und Sohne gibt. Bestimmte Stilfiguren wie die Reflexion in Dreierformeln, die gewiB eine examine wert sind, werden gesehen, aber nicht behandelt. Literarische Beziehun gen wie die zu Karamzin, Gogol, Lermontov, Byron sind kaum beriihrt; die zu Ossian und Bellini wurden friiher an anderer Stelle behandelt. Die Tiervergleiche verdienen genauere Betrachtung; hier ist nur einer, der Hundevergleich unter sucht; ein anderer, der Vogelvergleich, gestreift. Manche wichtige individual, wie die Babuschka und Tuschin, mUBte in ihrer allegorischen shape ausfiihrlicher unter sucht werden, als es hier geschieht. Vieles ist freilich erwahnt, Einiges in Anmer kungen angedeutet; Manches haben Andere erschopfend untersucht und es wurde deshalb nicht wiederholt. Das Ziel dieser Abhandlung ist ein anderes. Das Feuer der Kritik hat yom ersten Augenblick an Die Schlucht in eine Beleuchtung getaucht, aus der sie sich bisher nicht hat befreien konnen.

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Kap. I 14, Bd. , vgl. S. " 36 II. Die Vorgeschichte fiihrende, angegeben: die Leidenschaft als befreiende Lebensmacht, und - vor allem - diese Leidenschaft ist als Werk der Kunst gesehen. Fiir dergleichen konnte Gontscharov auf ein aufmerksames Publikum hoffen, von der gleichen Art war auch Turgenevs Novelle Faust gewesen (1856). In dem Kapitel, das Gontscharov 1861 Das Bildnis nannte, wird ein ZusammenstoB des MaIers Rajskij mit dem Maler Kirilov geschildert, und dabei geht es urn zwei entgegengesetzte Kunstauffassungen.

Kapitel11. Kap. I 14, Bd. , vgl. S. " 36 II. Die Vorgeschichte fiihrende, angegeben: die Leidenschaft als befreiende Lebensmacht, und - vor allem - diese Leidenschaft ist als Werk der Kunst gesehen. Fiir dergleichen konnte Gontscharov auf ein aufmerksames Publikum hoffen, von der gleichen Art war auch Turgenevs Novelle Faust gewesen (1856). In dem Kapitel, das Gontscharov 1861 Das Bildnis nannte, wird ein ZusammenstoB des MaIers Rajskij mit dem Maler Kirilov geschildert, und dabei geht es urn zwei entgegengesetzte Kunstauffassungen.

Diesem Brief war am Tag zuvor eine erste Auseinandersetzung in der Wohnung Gontscharovs vorausgegangen. Gontscharov hatte sich nicht richtig ausdriicken und wehren, seine Sache nicht gut vertreten konnen. "Es war mir unangenehm (nelovko), ich war verwirrt (kon/uzilsja); ich habe gestern Abend vorsichtig gestritten und die Arena verlassen, ohne zum Ende zu kommen, ich habe mich nicht vollig ausgesprochen" (S. 306). Deshalb eben schreibt er nun am anderen Morgen diesen Brief. Haltung und Vermogen beider Schriftsteller sind in ihrem Unterschied nicht nur bezeichnend, sondern sie sind in diesem Brief selber Gegenstand der Reflexion undKunst.

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